Seit 1997 begehen wir den Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus in Erinnerung an die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz am 27. Januar 1945, so auch 2019. Am 29. Januar 2019 wwaren wieder zahlreiche Gäste in die Ruth Cohn-Schule gekommen, darunter auch Zeitzeug*innen, Vertreter*innen von Institutionen und ehemalige Kolleg*innen, um gemeinsam mit den Schüler*innen und Studierenden der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz zu gedenken und um uns gemeinsam zu erinnern, damit sich nie wiederhole, was damals geschehen ist.
Wie in früheren Jahren gab es auch in diesem Jahr zum Gedenktag eine Autorenlesung. Carolyn Gammon hat uns ihr Buch " Zweimal verfolgt. Eine Dresdner Jüdin erzählt" über das Leben von Johanna Krause und den Film "Johanna. Eine Dresdner Ballade" (ein Film von Freya Klier) vorgestellt.
Zum Inhalt: Johanna Krause, Tochter einer ungarischen Jüdin und eines deutschen Fabrikanten, wird 1935 zusammen mit ihrem nichtjüdischen Mann Max wegen Verstoßes gegen die Rassengesetze verhaftet und später zur Zwangsarbeit gezwungen. Sie ist bereits im achten Monat schwanger, als die Nazis ihr Kind abtrieben und Johanna sterilisierten. Ihr Leidensweg führt sie durch drei Konzentrationslager, ehe sie nach dem Krieg nach Dresden zurückkehrt, um ihren Mann zu suchen. Das Ehepaar Krause engagiert sich in den 50er-Jahren beim Aufbau der DDR, bis zu dem Tag, an dem Johanna feststellt, dass der neue Parteisekretär kein anderer ist als der SS-Offizier, der versucht hatte, sie zu vergewaltigen und zu ertränken. Bei dem Versuch, ihn anzuklagen, wird sie abermals, diesmal von der DDR-Obrigkeit, verfolgt. Johanna ist fortan antisemitischen Attacken ausgesetzt und kommt zusammen mit ihrem Mann erneut ins Gefängnis. „Zweimal verfolgt“ ist das Ergebnis zahlreicher Gespräche, die Carolyn Gammon und Christiane Hemker mit Johanna Krause bis zu deren Tod 2001 führten.
In diesem Zusammenhang möchten wir auf ein Buch aufmerksam machen, das Karin Weimann in der Herausgeberschaft von Dr. Philipp Sonntag, einem langjährigen Gast an den Gedenktagen der Ruth-Cohn-Schule, verfaßt hat. Es ist im Jahr 2018 erschienen und wurde anläßlich der Wiederkehr des 20. Gedenktages 27. Januar auf einem Büchertisch in der Mensa präsentiert: Karin Weimann, Cild Survivors zu Gast: am Gedenktag: 27. Januar: Erinnern und VerANTWORTung in der Ruth-Cohn-Schule. Die Unruhe der Zeitzeugen des Holocaust, 129 Seiten, brosch., Berlin 2018, Beggerow Buchverlag
Die Autorin war über mehrere Jahrzehnte Kollegin an der Ruth-Cohn-Schule. Von Beginn an hat sie viele Jahre (begonnen 1997) die Vorbereitung und Duchführung dieses eindrucksvollen Tages engagiert begleitet. Ihr 2013 im Lichtig-Verlag veröffentliches Buch "Sisyphos Erbe. Von der Möglichkeit schulischen Gedenkens" dokumentiert und kommentiert umfassend bis zum Jahr 2010 die in der Ruth-Cohn-Schule geleistete verdienstvolle Gedenkarbeit. Es wird in der Schulbibliothek aufbewahrt.